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Kirchenwahlen 2020 — MUTmacher zu einer vielfältigen Gemeinde

Erstellt von Pfarrer Dr. Arne Dembek (von kirchenwahlen2020.de) | | Ankündigung

Angedachtes und Anregendes von Arne Dembek

„Keiner kommt mehr. Die Kirchenbänke bleiben leer. Die Gemeindehäuser ebenso.“ Wie oft höre ich solche Klagen aus den Kirchengemeinden. Warum das so ist, hat bekanntermaßen viele Ursachen. Eine scheint aber weniger bekannt zu sein: unsere Einfalt.

Wir denken einfältig…

Die Menschen, die in der Gemeinde aktiv sind, stammen häufig aus einem ähnlichen gesellschaftlichen Milieu. Sie gestalten demnach auch oft Angebote für Menschen, die genauso sind wie sie, von denen es aber nicht allzu viele gibt. Das ist ein beschränkter Blickwinkel.

Dabei leben wir längst in einer vielfältigen Gesellschaft. Und ich bin überzeugt, je vielfältiger wir uns auch als Kirche aufstellen, desto besser.

Wir leben vielfältig…

Jeder vierte Mensch in Deutschland hat einen biographischen Bezug zum Thema „Einwanderung“. Auch Pfälzer Protestantinnen und Protestanten stammen nicht nur aus Kusel, Kallstadt oder Kandel, sondern eben auch aus Namibia, Südkorea oder Frankreich.

Sie bringen ihre eigenen Erfahrungen mit. Mit dem Glauben, mit Gottesdienst und Gemeinschaft. Andere Sichtweisen, die uns bereichern können, die Augen öffnen, gerade in Zeiten globaler Veränderungen.

Die Kirchenwahlen zum Presbyterium bieten die Chance, Menschen einzubinden, die eben nicht „schon immer“ dabei waren. Gerade Menschen mit Migrationserfahrungen haben oft einen großen Schatz an Lebenserfahrung. Sie haben einen guten Blick auf die Probleme in unserer Gesellschaft. Und häufig auch eine ansteckende, spirituelle Freude.

Nur Mut zur Vielfalt!

Ich kann darum jeder Kirchengemeinde nur Mut machen, bei der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten „out of the box“ zu denken. Sprechen Sie auch Menschen an, die anders sind, als die, die sonst so kommen. Fragen kostet nichts. Nur ein bisschen Mut. Es gibt natürlich kein Patentrezept, aber manchmal liegen die Gelegenheiten gar nicht fern. Vielfalt lässt sich schließlich fast überall entdecken.

Nur mal umsehen…

  • Vielleicht werden in der Kirchengemeinde Räume an eine internationale Gemeinde vermietet? Vielleicht wäre das eine Gelegenheit, sich noch näher kennenzulernen und zu fragen, ob jemand Interesse hätte, zu kandidieren.
  • In einigen Gemeinden kommen auch Geflüchtete regelmäßig zu den Gottesdiensten. Warum nicht sogar jemanden, der noch nicht lange hier ist und nicht allzu gut Deutsch spricht, in die Gemeindeleitung einbinden? Das würde Integration weiter fördern. Und die „Außenperspektive“ könnte den eigenen Binnenblick weiten.
  • Auch in den Kitas gibt es viele Familien oder auch Erzieherinnen und Erzieher mit Migrationshintergrund. Auch deren Erfahrung kann einem Presbyterium nützlich sein.
  • Darüber hinaus gibt es Menschen mit Migrationserfahrung, die zwar mit der Gemeinde verbunden, aber nicht evangelisch sind. Sie sind nicht wählbar, aber man kann sie trotzdem als „ständige Gäste“ zu den Sitzungen einladen.
  • Wer vielleicht in der Gemeindeöffentlichkeit zu unbekannt sind, um mit genügend Stimmen ins Presbyterium gewählt zu werden, kann natürlich auch berufen werden.

Nur mal ausprobieren…

Auch ich habe kein Patentrezept, wie sich Menschen am besten gewinnen lassen.

Ob es ein „Kirchenferner“ ist, eine Jugendmitarbeiterin oder ein Mensch mit Migrationserfahrung, am weitesten kommt man aber nach meiner Erfahrung mit:

  • Wertschätzung
    „Gerade du wärst ein Gewinn!“
  • Ehrlichkeit
    „Manchmal ist es kein Zuckerschlecken, aber es macht auch viel Freude!“
  • Kommunikation auf Augenhöhe
    „Ich respektiere Dich wie Du bist. Du musst Dich bei uns nicht verstellen“.

Nur weiter machen...

  • Mehr Vielfalt bedeutet – zumindest am Anfang -
    auch mehr Gesprächsbedarf, mehr Anstrengung, mehr Arbeit.
  • Wenn etwas Fremdes dazukommt, wird das Vertraute erst einmal fremd.
  • Wenn nicht die „immer Gleichen“ mitmachen,
    werden vielleicht Dinge hinterfragt,
    kommen vielleicht ganz andere Vorschläge,
    dann wird vielleicht am Ende auch etwas anders gemacht.

Nur mutig voran!

  • Die, die schon immer dabei sind, werden mehr erklären müssen.
  • Die, die neu dazu kommen, müssen ihre eigene Haltung erst finden.
  • Die Alteingesessenen und Neuhinzugekommenen müssen sich auch
    auseinandersetzen, um zusammenzufinden.

Genau darin liegt für mich die große Chance dieser Kirchenwahlen.

Für neue MITmacher und MUTmacherinnen. Für neue Wege 2020-2026.

 

Pfarrer Dr. Arne Dembek

Beauftragt von der Ev. Kirche der Pfalz für die Arbeit mit Christinnen und Christen anderer Sprache und Herkunft sowie mit Migrationsgemeinden.

 

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